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Die Glocke am 2.7.03 (leicht gekürzt)
und Neue Westfälische am 9.7.03
Tolles Debüt des Trios

"Amesis" möchte man gern wiederhören - VON MATTHIAS GANS

Rheda-Wiedenbrück. Die Aufgaben im Hause Schumann waren klar verteilt. Er komponierte, war genial schöpferisch. Sie bewahrte ihn vor den Malaisen des Alltags, hielt ihn im Zustand der Inspiration - und war dabei nicht nur die bedeutendste Pianistin des 19. Jahrhunderts sondern auch noch achtfache Mutter. Komponieren konnte Clara nur im Wochenbett, bestenfalls im Urlaub. Dort entstand auch das Trio op.17. Eine Hausfrauenarbeit? Nein, ein Meisterwerk, wie Cellist und Leiter der Kreismusikschule, Michael Corßen, befindet.
Er gab seiner Einschätzung mit seinen Kolleginnen Katja Ziegenhain am Klavier und der Geigerin Sonja Matakas begeisternden Nachdruck. Zwar hatte das weltberühmte Abegg-Trio Clara Schumanns Hauptwerk in Rheda-Wiedenbrück schon einmal gespielt, dort aber außer den Eindruck gut geölten, feinmechanischen Spiels keinen nachhaltigen Eindruck von diesem Stück hinterlassen.
Beim erst vor wenigen Wochen gegründeten "Amesis-Trio" hingegen begann diese zarte, zuweilen fast scheue Musik profilierte Eigenständigkeit zu gewinnen. Es war für jeden Zuhörer im Saal spürbar, dass den Ausführenden diese Musik eine Herzensangelegenheit war, und sie ihrer Vermittlung deshalb höchste gestalterische Sorgfalt angedeihen ließen.
Der Sprung zu Beethovens grimmig-sprödem Humor, wie er sich in der musikalisch ironischen Maskerade der Variationen über das Lied „Ich bin der Schneider Kakadu" präsentiert, war enorm. Doch es war eine Lust zu hören, wie die Musiker den beethovenschen Irreführungen und Irritationen um ein vergleichsweise banales Thema nachwandelten.
Als „Mozart des 19, Jahrhunderts" bezeichnete Schumann - diesmal indes Robert - Felix Mendelssohn-Bartholdy, als er dessen Trio in d-Moll erstmals gehört hatte. Gleichwohl ist in diesem Stück jegliche rokokohafte Verspieltheit einer konzertant-virtuosen Bravour gewichen, die enorme Anforderungen an die Interpreten stellt.
Doch wie Michael Corßen das wunderbare Hauptthema des Kopfsatzes im Cello vorstellte, und Sonja Matakas in der Reprise ihre Eigenständigkeit behauptete war beeindruckend. Wie überhaupt die Musiker miteinander agierten, ohne dass technische Probleme den musikalisch Fluss gehemmt hätten, war wunderbar und nicht zuletzt einer Pianistin zu verdanken, die wie Katja Ziegenhain dem in fortwährendem Glanz sich produzierenden Klaviersatz bravouröse Gestalt verlieh.
Riesenbeifall fürs tolle Trio-Debüt, und der sich langsam festbohrende Gedanke beim beglückten Zuhörer, den Saal des Stadthauses regelmäßig für Kammermusik genutzt zu sehen. Gern auch wieder mit dem "Amesis-Trio".


Im Rheda-Wiedenbrücker Stadthaus stellte sich erstmals das neu gegründete Amesis-Trio vor. Bild: Gans




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Inner Weel(sic!) und der Rotary-Club: Benefiz-Konzert zu Gunsten der Palliativstation
"Appetithappen" für Kenner klassischer Musik

Bünde (öse). Waren es die majestätischen Töne der Trompete, die "sanft-schluchzenden" Klänge der Bratsche oder gar das Wechselspiel der Orgel, das die Zuhörer am Sonntag in so großer Zahl in die Pauluskirche lockte? Nun, wahrscheinlich von jedem etwas. Der Inner Weel und der Rotary-Club Herford-Widukind, Veranstalter dieses Benefiz-Konzertes,konnten jedenfalls mehr als erfreut sein. Floss der Erlös des Konzertes doch in vollem Umfange der Palliativstation des Lukas-Krankenhauses zu.

      Ein ganz besonderer "Appetithappen" für die Kenner und Liebhaber klassischer Musik, das waren wohl die insgesamt sieben Stücke, sehr klangharmonisch dargeboten von den Interpreten. Da war einmal die "Sonata Nummer 1 F-Dur" des heute nicht mehr so bekannten Komponisten Pietro Baldassare, der in der Barockepoche lebte. Ein sehr lebendiges Zusammenspiel von Trompete und Streichorchester verwöhnte die Publikumsohren.
      "Wie geschaffen" scheinen seine Hände für das Orgelspiel zu sein und es ist immer wieder Freude pur, ihm zuzuhören: Hans-Martin Kiefer beherrschte das Instrument beim "Concerto d-moll für Orgel" von Johann Sebastian Bach in Perfektion, ebenso bei Georg Friedrich Händels "Konzert Nummer 4 F-Dur", das aus vier Passagen "Allegro, Andante, Adagio, Allegro" besteht. Bei diesem für Orgel und Streichorchester geschriebenen Stück musste man auch dem Kammerorchester "Le Nuove Musiche" aus Detmold großes Lob zollen. Die Begleitung dieses Orchesters stellte eine große Bereicherung am Sonntagnachmittag dar, sie war sozusagen das "Fundament" des Konzertes.
      Sanft und dennoch mit Power gleiten seine Hände über die Bratsche: Hermann Menninghaus, zurzeit Solobratschist beim Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks, ist aus der hiesigen Szene klassischer Musik kaum wegzudenken.
      Mit einer großen Portion Einfühlungsvermögen interpretierte er die vier Stufen der "Trauermusik" von Paul Hindemith. Viel melodiöse "Fantasie" beinhaltet das gleichnamige Stück von Johann Nepomuk Hummel, von Menninghaus ebenso "zart-gleitend" auf der Bratsche in Szene gesetzt. Er kam zum Schluss des Konzertes ohne eine Zugabe nicht davon.
      Das gleiche galt für die beiden Trompeter Matthias Kiefer und Jörg Häusler. Faszinierend, einer Demonstration gleich boten sie das Konzert C-Dur von Antonio Vivaldi dar, wobei die eine Trompete das "Echo" der anderen darstellte, weit entrückt und dennoch nah. Der Schlussapplaus des Publikums war einer "Meeresbrandung" gleich, stehende Ovationen belohnten die mehr als grandiosen Interpreten.



Dabei war das Konzert eigentlich wirklich ganz schön...



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